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Deliver us the Moon im Test – es wird Zeit sich den Mond zurück zu holen

Deliver us the Moon ist das Debutprojekt des kleinen Studios KeokeN. Über Kickstarter finanziert erreichte das ambitionierte Indie Spiel schon im letzten Jahr die PC’s, jetzt sind auch die Konsolen dran.

Zum Testen wurde uns freundlicherweise ein Playstation 4 Key zur Verfügung gestellt.

Wir heben ab

Im Jahr 2059 reisen wir auf einer geheimen Mission ins All, die Kolonie auf dem Mond, welche die – durch Klimakrise und Resourcenabbau verödete – Erde zwei Jahrzehnte mit Energie versorgt hat ist vor fünf Jahren plötzlich offline gegangen. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen vom Mond. Was ist dort passiert und können wir die dringend benötigte Energieversorgung im Alleingang wieder herstellen?

Das Spiel fängt ausgerechnet mit seinem schwächsten Teil an: Im ersten Level starten wir im Alleingang unser Raumschiff von einer stillgelegten, russischen Raumbasis. Wir haben zwar Verbündete in dieser Selbstmordmisson, die uns aus dem Off begleiten und überall in der Raumbasis Notizen hinterlassen haben, eine letzte Umarmung bevor man sie vielleicht nie wieder sieht oder wenigstens einen Knopf in der Kommandozentrale für uns drücken können oder wollen diese aber nicht. Die Motive von Isolation und Einsamkeit werden früh etabliert, wirken in diesen Anfangsmomenten aber deplatziert. Und da selbst der mühsam vorbereitete Raketenstart dann wegen seltsam abwesendem Force-Feedback nicht beeindruckt hatte ich Deliver us the Moon schon abgeschrieben, doch der erste Eindruck trügt. Kommen wir also zu dem, was das Spiel besonders gut macht.

Sobald man im All ist fühlt es sich an, als wäre man plötzlich in einem anderen Spiel. Die Kamera wechselt für die Passage in der Schwerelosigkeit in die Ego-Perspektive und gibt einen ungetrübten Blick auf die erstaunlich atmosphärische Kulisse frei. Das niederländische Team hat für den Bau seiner Raumstationen mit der Unreal Engine eindeutig auf das richtige Pferd gesetzt. Diese Kulissen, in Kombination mit der behutsamen Musik und dem entschleunigten Tempo beim erkunden erzeugen teilweise eine außerordentliche Atmosphäre, die mich in ihren besten Momenten frappierend an Ad Astra, den behäbigen aber bildgewaltigen Sci-Fi Thriller von 2019, erinnert hat. Insgesamt bemüht sich Deliver us the Moon um eine cineastische Inszenierung die häufig gelingt. Ein Setpiece in dem der Protagonist aus der Raumstation geschleudert wird und sich unter Atemnot und Zeitdruck durch ein Feld aus Trümmern durch den luftleeren Raum zurück zu einer Luftschleuse arbeiten muss war besonders beeindruckend. Ich hatte eigentlich einen Walking Simulator im All erwartet, bekommen habe ich eher einen stimmungsvollen Sci-Fi Thriller zum selber spielen. Zumindest in den besten Momenten.

Es wird Zeit die Raumstation zu verlassen

Neben der atmosphärischen Erkundung, später sogar mithilfe eines Rover für kurze Fahrten auf der Mondoberfläche, und den spannenden Setpieces gilt es immer wieder kleine Rätsel zu lösen und kleinere Geschicklichkeitspassagen zu bestehen um voran zu kommen. Letztere leiden allerdings unter der schwammigen Kollisionsabfrage, wodurch einige Aufgaben zu Trial and Error verkommen. Und damit wären wir bei den Dingen, die Deliver us the Moon nicht so gut macht. Neben den verschmerzbaren, aber regelmäßigen Nachladerucklern und der erwähnten Kollisionsabfrage ist das größte Problem ärgerlicherweise die Hintergrundgeschichte. Diese wird sowohl durch Notizen und E-mails in der Spielwelt, aber auch durch Audiologs und visuell enttäuschende Hologramme erzählt. Dabei sind Schreibstil und Vertonung völlig in Ordnung. Vor allem die deutsche Synchronisation möchte ich hier einmal positiv hervorheben, die zwar sehr nach Hörspiel klingt, mir aber merklich besser gefallen hat als die englische. Netter Weise kann man die Sprache jederzeit in den Optionen ändern. Das eigentliche Problem sind also nicht die Sprecher, es sind die flachen Charaktere, die oberflächliche Behandlung der gewählten Themen und eine zu simple schwarz-weiss Zeichnung. Besonders der Twist, mit dem die Autoren versuchen dem eigentlich stummen Protagonisten durch eine einzelne Voiceline Persönlichkeit zu geben wirkt sehr befremdlich. Über die erste Spielhälfte habe ich mich gewundert, dass die Entwickler das Potenzial verschenkt haben, dem Protagonisten eine Stimme zu geben und ihn in die bemüht persönlichen Hintergrundgeschichte zu integrieren, nach dieser Hälfte wünschte ich, sie hätten es dabei belassen.

Deliver us the Moon ist kein schlechtes Spiel, im Gegenteil. Gerade für ein so junges, kleines Team ist dieses Debut absolut beeindruckend. Das Subgenre der Hard Sci-Fi wird zumindest optisch, dafür teilweise sensationell bedient, es fehlt mir aber eine anregende Auseinandersetzung mit den dargestellten Themen und Gedankenfutter in der Hintergrundgeschichte, die sehr schwarz-weiß ausfällt. Nachdem ich insgesamt etwa sechs Stunden auf den diversen Raumstationen im Spiel verbracht habe und mich überall gründlich umgesehen habe, habe ich zwar keine Lust mich in naher Zukunft nochmal durch die fummeligen Trial and Error Passagen zu kämpfen, ich kann aber nicht umhin das Spiel jedem Science Fiction Fan ans Herz zu legen.

Die Reise zum Mond ist stilvoll inszeniert und wenn man der Hintergrundgeschichte nicht zu viel Beachtung schenkt liefert das Spiel einen stimmungsvollen, teilweise atemberaubenden Weltraumspaziergang.

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Der Verrückte im Team darf / muss alles testen was anliegt, auch wenn es Barbies großes Pferdeabenteuer ist (welches er zudem liebend gerne testen würde). Wäre er früher geboren, hätte er mit seinem Humor in einem Monty Python Film mitspielen können. Ausserdem hält er natürlich als waschechter Bayer von hopfenartigen Kaltgetränken absolut nichts.

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